Seit 2011 flüchten Millionen von Syrern vor dem Krieg in ihrem Heimatland und vor dem Islamischen Staat (IS). Deutschland hat viele Flüchtlinge aus Syrien aufgenommen und ihnen Sicherheit gegeben. Etliche der Überlebenden sind traumatisiert. Eine Schülerin erzählt uns, wie sie den Krieg erlebt hat und wie ihr die Flucht nach Deutschland gelang.
„Am 15.3.2012 begann der Krieg in Aleppo und am 9.11.2013 waren sowohl die Kämpfer des IS als auch die Assad-Truppen dort. Wir wohnten an der Grenze zur Türkei in Ras Alain in Hassaka. Die Grenze war anfangs für alle geöffnet. In Syrien haben mein Bruder und ich Fotos und Videos gemacht und an verschiedene Medien weitergeleitet. Daraufhin wurde mein Vater festgenommen und uns wurde gedroht, dass, wenn wir weiterhin filmen würden, wir getötet werden.
Daraufhin flüchteten meine Familie und ich in die Türkei, wo wir insgesamt vier Monate blieben. Wir wollten jedoch weiter nach Deutschland, weil mein Onkel seit 15 Jahren in Braunschweig lebt. Aber wir hatten keine Pässe. Denn in Syrien haben wir als Kurden kein Recht, einen Pass zu beantragen. Deshalb haben wir unsere Pässe gefälscht. Aber trotz allem gelangten wir nicht nach Deutschland. Da wir mit unseren gefälschten Pässen erwischt wurden, mussten wir für vier Tage ins Gefängnis. Aber weil mein Bruder und ich noch minderjährig waren, wurden wir wieder auf freien Fuß gesetzt. Wir wurden nach Istanbul geschickt, wo wir für einen Monat bei Verwandten lebten.
Am 9.3.2013 mussten wir zurückkehren nach Aleppo in Syrien. Wir sahen, dass UNICEF in Syrien war und übernachteten in Zelten der UNICEF. Ein paar Tage später mieteten wir uns ein Auto, um wieder nach Deutschland zu fliehen. Doch IS-Kämpfer hielten uns auf. Ich hatte sehr viel Angst, da ich viele Tote sah und die IS-Kämpfer Waffen hatten und gefährlich aussahen. Die IS-Kämpfer wollten meinen Onkel, der mit uns geflohen ist, und meinen Bruder mitnehmen, damit sie auch IS-Kämpfer werden. Doch ich ließ es nicht zu und habe geweint, sodass sie sie doch nicht mitnahmen.
Für einen Monat blieben wir in unserer Heimatstadt und hatten jeden Tag nur drei Stunden Strom. Wir mussten alles selber kaufen. Wir sind wieder in die Türkei geflohen und haben 20.000 Euro dafür bezahlt, um von da aus nach Deutschland zu kommen, und das mit Erfolg. Wir sind mit dem Flugzeug nach Deutschland gelangt. Wir waren für vier Tage in Düsseldorf und dann sind wir nach Braunschweig gekommen, wo mein Onkel wohnt.
Leben in Braunschweig
Nun lebe ich mit meinem großen Bruder seit 2014 in Braunschweig. Ein Jahr später kamen meine Eltern nach Braunschweig.
Ich habe mich gut eingelebt, da die Sprache nicht so schwierig ist und die Schulbildung hier besser ist als in Syrien. In Syrien hätte ich kein Abitur machen können, weil ich keinen Pass hatte. Hier hoffe ich, dass ich ein Gymnasium besuchen kann, falls ich meinen erweiterten Realschulabschluss schaffe.“
Text: Jessica Martinez 9b, Ines Ferchichi, 10a, Schulj. 2015/16
Annalena Linke schrieb am
9. Juni 2016 um 08:04Die arme, ich wünsche niemanden so etwas schlimmes. Es ist wirklich schrecklich, dass das junge Mädchen schon so etwas erlebt hat.